Montag, 15. September 2014

Hauptuntersuchung-Hürdenlauf mit dem Fünfer


Endlich ist es geschafft! Der schwarze Fünfer BMW hat erfolgreich die Hauptuntersuchung überstanden. Mehr als bei allen anderen Autos im SZK-Fuhrpark war es eine Zitterpartie bis zur letzten Sekunde. Nur mit Fleiß, Geduld und einer Portion Glück hat es am Ende gereicht.


Einen Vorgeschmack auf die lange Liste der nötigen Reparaturen haben wir schon seit Juni vorliegen, damals bekam der BMW einen Safetycheck und zwei Seiten voll Mängel -immerhin waren die Bremswerte in Ordnung. Nachdem wir nochmal in der Werkstatt für eine weitere gründliche Untersuchung waren, wurde die Liste gleich noch ein wenig länger und der Preis für die nötigen Reparaturen noch ein wenig höher.


Bisher wurden schon einige große Baustellen von der Liste abgearbeitet. Mit den einfachen Sachen ging es los: neue Reifen. Genauer gesagt neue gebrauchte Winterreifen, die der Nikograf vom weißen Siebener aufbewahrt hatte (und eigentlich im Winter auf dem Omega Caravan fährt).  Danach folgten die beiden oberen Querlenker -wirklich keine schöne Arbeit wenn jede Schraube zum Hindernis wird. Und zu guter letzt die Stabilager und Bremsschläuche der Vorderachse.


Mit frischer Bremsflüssigkeit in den Leitungen bemerkt man beim Fahren sofort das deutlich straffere Bremspedal. Die eigentliche Bremswirkung hat sich nicht verändert. Die Werte waren schon vorher sehr gut, da der Vorbesitzer die Bremsanlage zum großen Teil bereits erneuert hatte.


So blieb mir nach der ganzen Pflicht-Arbeit von der Mängelliste nun die Kür der Hauptuntersuchung zu tun. Damit sind in diesem Fall die rostigen Krafststoffleitungen, der undichte Mittelschalldämpfer und der Ölverlust gemeint. Wenn alles gut funktioniert müsste es mit der Plakette klappen, vielleicht sogar ohne Mängel!

 

Da für diese Arbeit keine Werkstatt/Hebebühne/Grube zur Verfügung steht, musste alles auf dem Boden liegend gemacht werden. So dauert alles etwas länger und ist unbequem -aber nichts desto trotz funktioniert es.


Mit Bremsenreiniger in der Sprühflasche und einer Rolle Werkstattputztücher, wurden das Differential sowie Motor und Getriebe so gut wie mögliche vom Öl befreit. Nirgends sind offensichtliche Leckagen zu sehen, scheinbar schwitzen die Aggregate an den Dichtungen etwas. So weit ist es nicht tragisch und darf fürs erste so bleiben.


Der löchrige Mittelschalldämpfer und die undichten Rohrschellen bekamen die volle Packung Gungum verpasst. Die Pampe klebt zwar hinterher an den Fingern, aber dafür ist alles wieder dicht. Zusätzlich klebt noch ein Stück Blech über dem Loch im Auspuff -auf der Probefahrt hat alles gut gehalten. Natürlich wäre schweißen hier die richtige Reparaturmethode, aber auch auf ein Schweißgerät kann heute nicht zurückgegriffen werden.


Die wirkliche Fleißarbeit beginnt erst jetzt: das Entrosten der Kraftstoffleitungen. Dieser Wagen hat gleich drei davon, plus zwei Bremsleitungen und einer Hydraulikleitung für die Niveauregulierung an der Hinterachse. Wirklich schlimm sieht nur die mittlere Leitung für die Tankentlüftung, beim E34 auch eine bekannte Schwachstelle.


Mit der Drahtbürste und Schmirgelpapier geht es von vorne nach hinten unterm Auto hindurch. Die Leitungen führen auf der linken Seite hinter dem Schweller vorbei am linken Radkasten über das Differential zum Benzintank auf der rechten Seite wo sich auch der Benzinfilter befindet. Besonders schlecht zugänglich ist der Bereich oberhalb der Hinterachse, hier kommt man nicht wirklich gut dran solange man nur auf dem Rücken arbeitet.


Wenn dann endlich alles möglichst rostfrei ist, kann mit reichlich Rostschutzwachs aus der Sprühdose der Korrosion Widerstand entgegengebracht werden. Nur nicht sparsam sein mit dem Zeug -aber bitte nichts davon auf die Bremsanlage oder den Auspuff sprühen. Erstere funktioniert dann nicht mehr wie gewollt und zweiteres kann anfangen zu brennen wenn das Wachs heiß genug wird.


Eine kleine Baustelle die noch offen ist, sind die Beleuchtung und die damit verbundenen Fehlermeldungen in der Checkcontrol. Da dieses Auto eine sehr "kreative" Elektrik hat an der in der Vergangenheit schon einiges aus- und umgebaut wurde, versuche ich heute erst garnicht die Ursachen für alle Probleme zu finden sondern bekämpfe nur die Symptome.


Eine der beiden Kennzeichenleuchten weigert sich standhaft zu funktionieren, das kann so nicht bleiben. Die schnelle und schmutzige Lösung besteht aus einer fliegenden Leitung von der einen zu anderen Leuchte -so funktioniert alles wie es soll. Irgendwann müsste ohnehin der gesamte Kabelbaum der Heckklappe erneuert werden, vielleicht funktioniert dann auch die Glasklappe hinten wieder richtig. Bis dahin wird das ganze Chaos hinter einer Lage Klebeband vor Beschädigung und neugierigen Blicken versteckt.

 

Jetzt gehts endlich los zur Prüfhalle, aber nicht ohne einen letzten wichtigen Umweg durch die Waschanlage! Diese zwei Euro sind gut investiertes Geld, denn ein schmutziges Auto macht dem Prüfer nicht gerade Hoffnung auf eine gepflegte Technik unterm Blech. Und bei diesem Kandidaten kann jeder Fehler zum Durchfallen führen. Also einmal die schnelle Nummer aussen und innen.

 

Die Prüfung selbst ging schon schwierig los, als der Prüfer beim Einsteigen das hakeliege Lenkradschloss monierte. Es bestünde ja die Gefahr, dass es plötzlich während der Fahrt blockiert, aber das ist nur ein Hinweis und noch kein Mangel. Merken werde ich es mir trotzdem, vielleicht hilft ja ein Schuss WD40. Auch bei der Beleuchtung und Bremsanlage gab es nichts auszusetzen, aber das wussten wir ja schon.

 

Wirklich nervös wurde ich erst auf der Hebebühne, das Gerüttel auf dem Achsenprüfstand bringt alle Schwachstellen ans Licht und ich hoffte mit den neuen Teilen vorerst genug getan zu haben. Abgesehen von einer beschädigten Manschette an einem der unteren Querlenker war aber alles in Ordnung und vielleicht werden diese demnächst auch noch komplett erneuert.

 

Der nächste Mangel war so simpel das ich mich über meine eigene Blindheit ärgern muss, am Mittelschalldämpfer fehlt eines der Haltegummis. Wie konnte ich das nur Übersehen, nachdem ich so viele Tage unterm Auto zugebracht habe. Was solls, kauf ich bei nächster Gelegenheit mal Neue.


Meine Entrostungsarbeit an den Kraftstoffleitungen wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen, aber ein Hinweis den Fortschritt der Korrosion im Auge zu behalten findet sich trotzdem im Prüfbericht. Mittelfristig müssen hier wohl einige Leitungen erneuert werden und das ist keine schöne Arbeit. Schon bei der Demontage gehen meist sämtliche Halter kaputt und müssen aufgebohrt werden. Auch die poröse Hardiescheibe ist vermerkt worden und muss mittelfristig mal ersetzt werden, aber das Teil ist nicht all zu teuer.


Zum Abschluss sollte nun noch die Abgasuntersuchung erfolgen. Das reinste Kinderspiel -sollte man meinen. Doch leider waren die Werte viel zu hoch und eine Plakette so unmöglich. Was kann man da nur machen? Am besten erstmal eine Spritztour machen! Da dieser Wagen viel im extremen Kurzstreckenbetrieb läuft (vom Heimathafen zur Arbeitsstätte sind es 1,5km) sammeln sich mit der Zeit viele Verbrennungsrückstände im Katalysator an und vermindern die Wirksamkeit. Bei einem ordentlichen Ritt über die Autobahn und den damit verbundenen hohen Drehzahlen wird der Auspuff freigebrannt und danach sollte er wieder richtig funktionieren.


So gelang es dann doch noch mit ach und krach in der Werkstatt die AU zu meistern und mit druckfrischem Messprotokoll in der Hand zur Prüfhalle zurückzukehren. Dort wartete schon der Prüfingenieur und brachte die neue Plakette am Wagen an. Mit dem Stempel unter der HU-Bescheinigung ist es jetzt offiziell: der Fünfer kann wieder für zwei Jahre auf die Straßen losgeschickt werden. Gekostet hat der ganze Spaß 102€ Prüfgebühren und noch einiges mehr für die Reparaturen an sich. Billige Autos sind halt doch ein teures Vergnügen.


Sofern er noch länger dabei bleiben soll, müssen demnächst noch einige Arbeiten gemacht werden. Dazu gehören natürlich die Mängel vom Prüfbericht (Auspuffhalter und Manschette) sowie die normalen Wartungspositionen wie Ölwechsel, neues Kühlwasser, neuer Keilriemen, Hardiescheibe und vielleicht auch neue Kraftstoffleitungen. Aber das ist eine andere Geschichte.

2 Kommentare:

  1. Junge junge. Pünktlich wie eh und je. Sauber aufgeführte arbeiten mit guten Fotos - wie man es gewohnt ist
    Gute Arbeit!

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    1. Ich kann nur sagen das ich heilfroh bin mit dieser Arbeit fertig zu sein und den Wagen vom Hof verschwinden zu sehen. Hat mich einige Zeit und Nerven gekostet, aber am Ende war die Mühe nicht vergebens. Jetzt hoffe ich nur auf zwei möglichst pannenfreie Jahre, schließlich muss ich mich noch um genügend andere Patienten kümmern.
      Comickus

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