Montag, 6. April 2015

Karfreitag im PS.Speicher von Einbeck


Was gibt es besseres als einen Feiertag um mal wieder durch die Lande zu fahren um das eine oder andere Museum zu besuchen? Wir nutzten den Karfreitag um nach Einbeck zum PS.Speicher zu fahren. Die dort ausgestellten Exponate und das Gebäude an sich sind die Anreise definitiv wert.

 Seit dem Sommer 2014 kann die Öffentlichkeit im ausgebauten Kornspeicher auf  sechs Etagen die Geschichte der (motorisieren) Fortbewegung auf zwei, drei und vier Rädern nacherleben. Doch bevor es ins Museum geht, müssen wir erstmal den Rennsimulator ausprobieren. Für fünf Euro darf sich dort jeder mal hinters Steuer eines echten Porsche 911 Carrera Cabriolets schwingen und auf der  virtuellen Rennstrecke Gas geben.


Im Eingangsbereich des Museums können kostenlose Audioguides ausgeliehen werden die an wichtigen Punkten in der ganzen Ausstellung die Besonderheiten der jeweiligen Stücke hervorheben. Zusätzlich befinden sich mehrere Videostationen und interaktive Angebote zum anhören oder ausprobieren überall im Gebäude verteilt. 


Jedes Stockwerk hat seine ganz bestimmte Epoche und präsentiert neben den damals üblichen Fortbewegungsmitteln auch einblicke in die jeweilige wirtschaftliche Lage und den aktuellen Musikgeschmack. So kommt gleich die passende Hintergrundatmosphäre auf um sich in die Zeit zurückversetzen zu lassen.


Laufräder die sich noch nicht als Fahrräder bezeichnen lassen und das erste "Motorrad" bilden den Anfang im sechsten Stockwerk von dem aus man sich nach unten und in Richtung Gegenwart bewegt. Am Beispiel einer Fabrikantenfamilie aus dem Breisgau wird veranschaulicht wie die Pferdekutsche nach und nach vom Motorwagen verdrängt wird. Hier wird schon deutlich das der PS.Speicher primär aus einer riesigen Motorradsammlung entstand und Autos mehr am Rande der Ausstellung stehen.


Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und die beginnende motorisierung größerer Bevölkerungsschichten durch Kleinkrafträder und Fahrräder mit Hilfsmotor, sind Bestandteil des nächsten Abschnitts. Dort hat man auch die Möglichkeit in einem Hanomag "Komißbrot" die historischen Straßen zu erkunden.


Nach den Entbehrungen des zweiten Weltkrieges und damit einhergehender Umstellung der Produktionsanlagen auf Rüstungsgüter geht es im nächsten Saal um die Zeit des Wiederaufbaus von 1945 bis 1955. Mit dem ersten Geld in der Tasche und dem Motorroller unterm Hintern geht es direkt zur Milchbar wo die hoffnungsvolle Atmosphäre der fünfziger Jahre greifbar scheint.


Das Freizeitverhalten der Deutschen in der Wirtschaftswunderzeit wird in ausgesprochen Detailverliebten Dioramen präsentiert und zeigt wie die neu gewonnene Kaufkraft das Konsumverhalten beeinflusst. Der Sprung vom Motorrad zum ersten eigenen Auto ist für viele Menschen machbar und besiegelt den Niedergang der Zweiradindustrie.


Von 1970 bis 2010 geht die Zeitreise in großen Schritten weiter unter dem Motto "Stärker - Schneller - Sicherer", wieder stehen die Zweiräder im Mittelpunkt und werden so präsentiert wie sie damals angesehen wurden; als Freizeitvergnügen und nichtmehr hauptsächlich als billiges Fortbewegungsmittel. Mit der wachsenden Motorleistung müssen Mensch und Maschine sich auf neue Gefahren einstellen und durch aktive und passive Maßnahmen schützen.


Zum Ende der Ausstellung bietet ein Gang durch den Zeittunnel die Möglichkeit sich über die zukünftige Entwicklungsrichtung der motorisierten Zwei- und Vierräder zu informieren. Ob rein elektrisch, mit Brennstoffzellenantrieb oder voll autonom hier werden alle wichtigen Mobilitätskonzepte beleuchtet.


Im Erdgeschoss des Museums befindet sich noch eine Sonderausstellung die aus einer privaten Sammlung von Klein- und Kleinstwagen entstand. Minimalistische Fortbewegungsmittel aus der Wirtschaftswunderzeit von beiden Seiten der Mauer können hier bestaunt werden. Schwer vorstellbar das derartig kleine und leichte Mobile im Alltagsbetrieb tatsächlich zur Zufriedenheit ihrer Fahrer funktioniert haben.


Abschließend kann ich mit Überzeugung sagen, dass sich der Besuch im PS.Speicher absolut gelohnt hat. Die schiere Menge der Exponate und detailverliebten Inszenierungen lassen die Besuchszeit (bei uns knapp 4 Stunden) wie im Fluge vergehen. Die Multimediaangebote ermöglichen einen intensiven Zugriff zum Thema und sorgen für viel Abwechslung. Die meisten Ausstellungsstücke stehen frei und lassen sich von nahem betrachten (bis der elektronische Aufpasser Alarm schlägt). Für 12,50€ bekommt man viel Geboten und Erlebt einen umfangreichen Einblick in die Geschichte des Motorrades (und Autos) in Deutschland von den Anfängen um 1812 bis zur Gegenwart.

PS.SPEICHER
Tiedexer Tor 3
37574 Einbeck

Mittwoch bis Sonntag: 10:00 – 18:00 Uhr  
Donnerstag bis 21 Uhr
Dienstags nur für gebuchte Gruppen

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