Freitag, 15. April 2016

Teil 16: Federbruch beim Clio {#JakastersKobold}

Es gibt so Sachen, die braucht man einfach nicht. Dazu gehört definitiv eine gebrochene Feder. Was wäre es schön, wenn das Auto einfach mal heile wäre und es auch bleiben würden. Und doch ist so ein Federbruch kein Beinbruch, denn mit genügend Zeit (bei uns ein langer Nachmittag) ist das zu machen, wobei eine zweite Person definitiv hilfreich ist. Aber wie merkt man überhaupt, dass da was nicht stimmt? Beim Fahren ist mir nichts aufgefallen. Manche sagen, dass man die Feder beim Brechen hört, aber mal ehrlich, wenn das Schlagloch schuld ist, dann sind da in dem Moment so viele Geräusche, dass man die Feder nicht raushört - ich zumindest nicht. Mir ist es nämlich erst beim Reifenwechsel aufgefallen, als ich da auf der Fahrerseite so eine seltsame Spitze sah, die unterste Windung war abgebrochen. Beim SZK ist genau das die Lieblingsstelle für einen Federbruch. Wasser sammelt sich auf dem unteren Teller, was nicht weiter schlimm wäre, wenn nicht die Feder (hier im Laufe von 16 Jahren) an eben diesem Reiben würde. Ist der Lack erstmal runter, dann fängt es an zu Rosten und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Feder an genau dieser Stelle den Belastungen nicht mehr standhalten kann. So fahren geht noch - zumindest ein Stück - wenn das Ende nicht so unglücklich heraussteht, dass sie den Reifen von innen verletzten könnte. So oder so sollten so schnell wie möglich neue Federn her.



Bevor es los gehen kann sollten wir uns erstmal alles zurecht legen. Wäre ja ärgerlich, wenn das Auto zerlegt da steht und wir nicht mehr weiter kommen - am besten natürlich nach Ladenschluss, vorm Feiertag etc.

Material: neue Federn (immer paarweise tauschen!)

Werkzeug: ein (oder besser zwei) Wagenheber, Unterstellböcke, Federspanner (besser 4 als nur 2), 18er / 19er / 21er Nuss, ggf. Radkreuz, 17er / 18er Schlüssel (oder eine Zange, wenn kein 18er Schlüssel da ist), Knarre, Hebel, Drehmomentschlüssel, 6mm Inbusschlüssel und Schraubenkleber ggf. ein kleiner Hammer


Bevor es in die Luft geht lösen wir erstmal die obere Federbeinbefestigung genauer das Domlager. Diese versteckt sich unter der Motorhaube. Da alles noch unter Spannung/Druck/Gewicht steht dreht sich auch nichts mit, sonst muss mit einem Schlüssel gearbeitet und innen mit dem Inbusschlüssel gegen gehalten werden. Noch die Radschrauben anlösen und schon kann es mit dem Aufbocken losgehen. Dazu unbedingt die Bremse anziehen und ggf. Keile unterlegen. Da wir nicht nach der Hälfte nochmal anfangen wollten haben wir gleich beide Seiten aufgebockt. Dazu haben wir uns unter dem Auto einen stabilen Punkt gesucht und dann an der eigentlichen Aufnahme für den Wagenheber die Böcke untergestellt.

Beim Aufbocken (zumindest auf unserem unebenen Hof) kippt das Auto zur Seite, da der Wagenheber es zu sich zieht. Auf der ersten Seite ist das noch nicht schlimm. Bei der zweiten Seite besteht die Gefahr, dass der Wagen vom Bock rutsch. Daher unbedingt ein Auge drauf haben und so gegen das Auto und den Wagenheber drücken, dass alle Beine des Bockes auf dem Boden bleiben.


Der Clio ist so schön kurz, dass es sich beim Reifenwechsel angeboten hat ihn vorne aufzubocken und so auch hinten die Reifen wechseln zu können. Da wir da Auto aber nun vorne in der Luft haben wollen pumpen wir es langsam hoch, geht das zweite Vorderrad in die Luft kommt das hinten von alleine runter.

Den großen Wagenheber haben wir unter dem Auto gelassen - immer schön den Hebel raus nehmen, damit man nicht dagegen läuft, hängenbleibt, sich verhäddert oder sonst etwas schmerzhaftes oder ungewolltes passiert.


Wo der Wagen nun in der Luft ist können die Räder ganz runter. Nun sieht man auch endlich, was wir schon beim Radwechsel zu Ostern gesehen haben. Diese Spitze hat dort einfach nichts verloren. Bevor wir uns nun so richtig an den Ausbau machen befreien wir erstmal das Kabel des ABS-Sensors aus seiner Führung. Noch hält das Federbein alles an Ort und Stelle, aber das soll sich ja gleich ändern. Wer auf Nummer sicher gehen will markiert sich noch die Position der Schrauben unten am Achsschenkel, denn die Löcher sind etwas größer wodurch der Radsturz verstellt werden kann.


Als erstes lösen wir nun die unter Seite des Federbeines. Dazu brauchen wir eigentlich einen 18er Schlüssel zum Gegenhalten und zusätzlich eine 18er Nuss (auf dem Foto mit meinem Meinungsverstärker/Hebel). Da sich aber partout kein passender Schlüssel finden lassen wollte musste eine Zange herhalten, das klappt auch. Um die Gewinde nicht kaputt zu machen haben wir erstmal alle Schrauben mit WD-40 eingesprüht. Während das kurz einwirken kann kommt der zweite Wagenheber zum Einsatz. Er stützt alles ab, damit der schwere Radträger samt Bremse nicht nach unten klappt und ggf etwas beschädigt.

Wenn die Muttern runter sind lassen wir die Schrauben erst noch drin, überprüfen den Sitz des Wagenhebers und ziehen sie erst dann heraus. Evtl ist hier ein kleiner Hammer hilfreich.

Wenn unten alles gelöst ist kann die zweite Person (die ist hier wirklich praktisch) die Mutter des Domlager oben lösen. Mit vereinten Kräften kann nun das Federbein an der Bremsleitung vorbei heraus gefädelt werden. Bei uns hat es mit nach hinten kippen, leicht eindrehen und dann rausziehen gut geklappt. Ein Auge sollte man unbedingt darauf haben den Lack am Radlauf nicht zu verkratzen.


Autofedern sehen wie die großen Geschwister der Federn aus dem Kugelschreiber aus und sie verhalten sich auch so. Springt die Feder aus dem Kugelschreiber durch die Gegend ist das ärgerlich, weil man suchen muss. Mit Autofedern ist definitiv nicht zu spaßen. Wer sich gar nicht traut kann mal die Werkstatt seines Vertrauens fragen. Vielleicht werden euch hier die Federn ausgetauscht und ihr könnt das Federbein wieder einbauen. Ansonsten heißt es wirklich sorgfältig zu arbeiten und lieber einen Spanner mehr zu nehmen als zu denken, dass es schon geht.

Die Federn stehen unter Druck. Aus diesem Grund können wir die Schrauben am Federbein nicht einfach lösen. Mit Federspannern drückt man sie zusammen, sodass sie keine Kraft mehr auf die Teller am oberen und unteren Ende des Federbeines ausüben. Auf dem Foto oben sieht man wie viel kleiner als die entspannte (neue) Feder die alte ist. Da bereits eine Windung fehlt ist es bei der defekten Feder nicht so viel Arbeit - bei der anderen gibt es da schon mehr zu tun.

Wenn die Federspanner richtig sitzen und die Feder komprimiert ist (sie ist dann wirklich locker und drückt nicht mehr auf den oberen Teller), dann kann die kleine Mutter am oberen Ende gelöst werden. Dieses hält auch das Domlager an seinem Platz. Ist die Feder raus die Spanner unbedingt gleichmäßig lösen und nicht nacheinander entfernen. Die Feder soll sich entspannen und nicht zu einer Seite heraus springen. Jetzt ist die Chance das Lager ordentlich zu reinigen.


Jetzt kommt der schwerste Teil. Die neuen Federn müssen gespannt werden, damit sie über die Stoßdämpfer gestülpt und zum Federbein zusammen gesetzt werden können. Das war in unserem Fall gar nicht so leicht und die erste Feder hat auf dem Pflaster sehr gelitten. Zum Glück war noch Sprühlack von den Felgen übrig. Es empfiehlt sich also diese Arbeit auf dem Rasen oder einem anderen weichen Untergrund zu machen. Die Spanner zerkratzen den Lack so noch etwas, aber es ist nicht nötig alles neu zu lackieren.

Sollten die Spanner sehr schwergängig sein, dann kann man sie mit etwas WD-40 schmieren. So ist der Vorgang nicht noch anstrengender als er eh schon ist. Im Zweifelsfall darf man die Federn nämlich auch mehrmals spannen (etwas wenn die Teller nicht drauf gehen, weil die Spanner im Weg sind oder auch wenn etwas rutsch).


Ist die Feder weit genug gespannt kann alles wieder zusammen gesetzt werden. Die Enden der Federn sollten an ihrem vorgesehenen Platz oben und unten in den Tellern liegen. Domlager und Manschette aufsetzen und mit der Mutter fixieren. Diese sollte mit 22 Nm festgezogen werden. Zu fest ist nicht gut, da sich das Domlager ja drehen können soll, zu locker ist nicht gut, da ja doch einiges an Kraft wirkt. Ein Drehmomentschlüssel leistet also wirklich gute Dienste. Wir haben zur Sicherheit nachgemessen. Vorher und nachher schaute das Gewinde 30 mm aus der Mutter heraus. Ist das geschafft können die Spanner entspannt und dann abgenommen werden. Dabei wieder gleichmäßig und nicht nacheinander vorgehen.

Wo das Federbein nun fertig ist kann es vorsichtig wieder eingefädelt werden. Das geht mit einer zweiten Person auch wieder wesentlich besser. Unten auf die Radaufnahme, den Bremsschlauch und den ABS-Sensor achten. Oben durch die Öffnung fädeln und locker festschrauben, damit nichts mehr herausfallen kann.

Nun kommen die zwei Schrauben wieder an ihren Platz. Hier können wir uns an den Markierungen orientieren. Die Schrauben werden von vorne nach hinten eingesteckt. Auf der Fahrerseite ist der Kopf also links, auf der Beifahrerseite rechts. Die Schrauben mit etwas Schraubenkleber (Schraubensicherung/Loctite) beträufeln und die Muttern aufschrauben. Dazu wieder mit einem passenden Schlüssel oder der Zange gegenhalten. Damit alles fest sitzt wird hier ein Drehmoment von 110 Nm an Drehmomentschlüssel eingestellt. Diesen benötigen wir später auch für die Schrauben der (Stahl-)Felgen. Unbedingt daran denken den ABS-Sensor wieder an der Führung zu befestigen.

Nun kann der Kobold wieder auf eigenen Reifen stehen und wir müssen lediglich die letzte Schraube oben am Domlager (da war ja die Mutter mit der Manschette) anziehen. Dazu brauchen wir den Inbusschlüssel zum Gegenhalten. Wenn erstmal alles packt, dann können wir hier noch einmal den Drehmomentschlüssel gebrauchen und mit 60 Nm festziehen.


Auf zur Probefahrt. Fährt sich alles wie es soll? Sind komische Geräusche da (die vorher nicht da waren)? Knarzt das Domlager? Wenn nicht, dann können wir wieder wie gewohnt fahren und sollte nur daran denken nach einigen Kilometern (hier werden gerne 50 km - 70 km genommen) die Radschrauben noch einmal nachzuziehen.

Mein Fazit: Schwer ist es mit dem richtigen Werkzeug nicht. Trotzdem solltem an nicht unterschätzen, dass die Federn wirklich eine Gefahr darstellen und man sich gut überlegen sollte ob man wirklich mit Spanngurten o.Ä. experimentieren will oder doch auf Nummer Sicher geht und in richtige Spanner investiert (die kosten kein Vermögen und man ist der Held im Bekanntenkreis).  Mit der passenden Anleitung und dem Werkzeugkasten ist so ein Federnwechsel definitiv machbar. Als nächstes machen wir uns dann wohl an neue Stoßdämpfer. Die haben ihre besten Zeiten auch hinter sich.

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