Freitag, 25. November 2016

Die letzte Fahrt des grauen Lord - Abschied vom Siebener


Irgendwie dauert alles länger als gedacht, aber wenn das Ende erst in Sich ist, dauert es manchmal nur vier kurze Tage und schon ist das ganze Auto ausgeschlachtet. Seit der Stilllegung sind ziemlich genau zwei Jahre vergangen, die Zeit ist Reif endgültig Abschied von diesem Siebener (der graue Lord) zu nehmen. Aber bis dahin müssen noch einige Schrauben gelöst werden.


Fassen wir nochmal kurz den zeitlichen Ablauf bis heute zusammen; Im November 2014 macht der Motor vom einen auf den anderen Tag sehr deutlich Geräusche. Die Werkstatt diagnostiziert eine gelängte Steuerkette und kalkuliert mit Reparaturkosten die bestenfalls nur dem Zeitwert des Autos entsprechen. Eine Neuanschaffung wird stattdessen präferiert und so wird der alte Wagen direkt in der Werkstatt notgeschlachtet.


Autogasanlage, Anhängerkupplung, ELightmodul und das neue Lederlenkrad sollen so schnell wie möglich ins neue Auto umgebaut werden. Danach bleibt der graue Siebener noch eine ganze Weile auf dem Werkstatthof stehen um das Automatikgetriebe, Kardanwelle und Abgasanlge auf der Hebebühne zu demontieren - darauf haben wir zuhause ganz sicher keine Lust.


Februar 2015; mit dem Omega als Zugfahrzeug schleppen wir die Reste vom Siebener nach Hause. In der Zwischenzeit hat sich bereits ein Käufer für die hintere Stoßstange gefunden und der vordere linke Kotflügel wird alsbald für des Nikografen BMW reserviert (aber noch nicht verbaut). So steht das Auto halbwegs trocken hinten im Garten und wartet bis wieder jemand ein Ersatzteil braucht.


Da der Urlaub vor der Tür steht wird noch im selben Monat die Anhängerkupplung samt Kabelbaum an den Nachfolger getauscht. Dieses Mal ohne Komplikationen mit dem Steuergerät - man muss nur wissen wie es geht. Auch die Innenausstattung wird jetzt in Sicherheit gebracht, auch wenn die Türen noch montiert sind kann auf Dauer Feuchtigkeit ins Innere gelangen und wenn die Ledersitze erstmal mit Schimmel überzogen sind will sie sicher niemand kaufen.


Die vielen Steuergeräte und Anzeigen wandern nach und nach ins Teilelager, danach können wir auch ohne Bedenken die Rückleuchten und Scheinwerfer einbauen - ab jetzt steht immer eine Handbreit Wasser im Auto. Ausgerechnet für die beleuchteten Türgriffe findet sich ganz schnell ein Abnehmer und mittlerweile sind sie schon neu Lackiert und eingebaut - die Kabel dafür sollen angeblich schon vorgerüstet gewesen sein.


April 2015; Durch einen unfreiwilligen Flug über die Verkehrsinsel ist das Federbein am rechten Hinterrad des neuen E38 gebrochen. Ersatz wird unbürokratisch vom Schlachtauto geborgen. Erste Überlegungen stehen im Raum den Wagen auf Dauer hier zu behalten.

 
Frühjahr 2016; Mittlerweile braucht auch der Nachfolger-Siebener wieder ein paar Teile, die Tür hinten Rechts soll neu Lackiert werden und ist zu sehr angerostet. Dann doch lieber das nahezu rostfreie Exemplar vom Teileträger komplett zerlegen und in Mitternachtsblau übersprühen.
 

Gegenwart; zum Ende des Jahresurlaubes soll auch endlich der BMW verschwinden. Mit tatkräftiger Unterstützung wird erstmal der Motorraum begangen. Ohne Frontmaske und störende Teile wie Kotflügel und Motorhaube lässt sich der Motor viel einfacher von seinen Anbauteilen befreien. Sogar für die gebrauchten Einspritzdüsen fand sich ein Käufer. Nachdem die Klimaanlage bereits in der Werkstatt evakuiert worden ist, müssen wir hier nurmehr Kühlwasser und Servoöl auffangen.


Der Kühler, Klimakondensator und Schlossträger samt Lüfter lassen sich jeweils als Modul ausbauen und machen den Weg frei zum Herzstück des Autos - und der Wurzel allen Übels. Keine Ahnung wie so ein Auto jemals im nicht zerlegten Zustand repariert werden könnte, aber so wie er jetzt vor uns steht lassen sich tatsächlich alle Teile gut erreichen. Lichtmaschine, Servopumpe, Klimakompressor und der komplette Riementrieb sind schnell demontiert - bald kann der Motor gezogen werden.


Am nächsten Tag sollen nur noch die restlichen drei Türen, Kofferraumdeckel sowie Schiebedach geborgen werden. Dabei bleibt es selbstverständlich nicht, wann hat man schon die Gelegenheit Meterweise dickes Stromkabel und Dutzende Sicherungen jeglicher Größe abzugreifen. Am späten Abend ist der Wagen dann doch abgegrast und bereit für seine letzte Fahrt. Wieder kommt der Omega samt Trailer zum Einsatz. Dieses Mal lässt sich der Wagen deutlich leichter Schieben - liegt wahrscheinlich an den ~250 Kilogramm die jetzt nicht mehr im Auto stecken.


Spät Abends erreichen wir den Schrauberhof wo uns Obdach und eine Hebebühne versprochen wird. Der nächste Tag; Abgesehen davon dass wir alles selbst machen müssen (dürfen), kann es gar nicht besser laufen. Zwar ist die Halle so niedrig, dass wir unterm Auto nur sitzen können, aber dafür hängen so alle Räder frei und wir können uns gefahrlos mit den festsitzenden Schrauben abmühen.


Mit Tatkräftiger Unterstützung die extra für diesen Job angereist ist (Danke nochmal!), soll der Wagen an den kommenden Tagen ausgebeint werden bis nichts brauchbares mehr übrig ist. Auf der Liste stehen; Vorderachse (mit Tieferlegung!), Hinterachse, Kraftstofftank (fast Neu!), der Motor und das Lenkgetriebe.  Dank des kompetenten Helfers und eines sehr reichhalten Werkzeugfundus sind wir deutlich schneller als gedacht und können den Wagen noch schneller erledigen als erhofft.


Der Benzintank enthält zwar noch ein paar Liter Kraftstoff, aber die kriegt man so leicht nicht raus - da hilft nur Muskelkraft und Gleichgewicht. Vier Schrauben und ein paar Leitungen verbinden Auto und Tank. Wenn die Abgasanlage samt Hitzeschutz sowie die Kardanwelle erstmal verschwunden sind eigentlich keine schwere Arbeit. Dennoch will ich das so schnell nicht wiederholen.


Die Hinterachse bauen wir als komplettes Modul aus, inklusive Bremsen, Differential und Antriebswellen. So sparen wir viel Zeit und Frustration mit unzugänglichen Schrauben. Stattdessen sind nur vier Schrauben am Hilfsrahmen und die Bremsleitungen zu lösen damit der Brocken auf den Boden der Werkstatt sackt. An der Vorderachse sind wir weniger zimperlich und schneiden alle Schrauben und Bolzen durch die uns Widerstand leisten. 


Ohne das Automatikgetriebe halten den Motorblock nur noch seine zwei vorderen Motorlager im Auto fest. Mit Hilfe des Gabelstaplers gelingt es uns den V8 aus der Karosserie zu pflücken ohne irgendwas zu beschädigen - nicht dass der Motor oder das Auto nochmal laufen würden. Selbst mit angebauten Krümmern und Katalaysator passt alles durch die Rahmenträger hindurch. Wahrscheinlich ist das auch die anerkannte Reparaturmethode für gerissene Krümmer. Selbst das Lenkgetriebe wäre vermutlich kaum zu erreichen solange der Motor noch im Auto steckt.


Sobald alle Teile auf zwei Anhänger verladen und nach Hause geschafft sind, muss zum Abschluss des Tages noch die Karosserie zum Autoverwerter gebracht werden. Nur mit dem kleinen Gabelstapler und einem Hubwagen gelingt es uns die leere Hülle nach draussen zu schaffen wo ein Radlader bereit steht um alles auf den großen Anhänger zu schmeißen. 


Der nahegelegene Schrotti ist wie immer nicht erfreut was wir ihm anliefern wollen. Ohne irgendwelche Teile zum schlachten hat er lediglich das Altmetall was sich zu Geld machen lässt. Immerhin muss er dafür auch keine Betriebsstoffe mehr entsorgen - die sind alle auf dem Schrauberhof geblieben. Freundlicherweise müssen wir zumindest nichts drauf legen und dürfen den Schrott da lassen.


Nach einem letzten Abschiedsfoto trennen sich unsere Wege ein für alle Mal. Machs gut Grauer. Du fehlst mir jetzt schon. (Besonders die Leistung) Hoffen wir einfach dass der neue Siebener länger als 40.000km durch hält und wir ihn dann nicht auch wieder ausschlachten müssen.

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