Montag, 13. März 2017

Keine Manschetten vor einem Mazda


Das Auto soll nur wegen einer Sache repariert werden und im laufe der Arbeit stellt sich herraus womit alle gerechnet haben; da ist noch mehr im Argen. Jetzt dürfen wir auch noch die beiden äusseren Antriebswellenmanschetten erneuern. Keine besonders schwere Aufgabe, aber dafür um so schmutziger.



Kaputte Manschetten an der Vorderachse sind keine Seltenheit und nicht unmöglich zu beseitigen. Manche Fahrzeuge brauchen die Manschetten fast zu jeder Hauptuntersuchung neu (Passat B5), andere halten fast 30 Jahre ohne Probleme. Egal wie lange sie gelebt haben, sobald das Gummi kaputt ist und sich Lagerfett in der Umgebung verteilt sollte man schnell aktiv werden. Falls Dreck in die Gleichlaufgelenke gelangt und lange genug wirken kann, ist die komplette Antriebswelle reif für den Austausch. 


Passenden Ersatz gibt es für kleines Geld beim lokalen Teiledealer. Zwei Sets mit allem was dazu gehört für 25€ sind kein schlechter Preis und was noch wichtiger ist - die Teile sind sofort verfügbar und die Reparatur kann direkt beginnen. In der Garage mit Arbeitsgrube lässt es sich bequem arbeiten, im Notfall ginge es auch draußen auf dem Hof. Vorrausgesetzt der Wagen zeigt sich kooperativ, sollte an einem Nachmittag alles erledigt sein. 


Sobald der Wagen gegen wegrollen gesichert ist, kann die Karosse aufgebockt und das Rad abgenommen werden. Da dieser Mazda schon einige Zeit mit kaputten Manschetten unterwegs war, hat sich das ganze Schmierfett überall auf der Bremse, Aufhängung und Felge. Diese Sauerei zu beseitigen nimmt einen großteil der Arbeitszeit in Anspruch, aber hinterher soll es auch ordentlich aussehen. Damit die Manschette überhaupt zugänglich ist muss der Achsschenkel unten gelöst werden. Spurstangenkopf und Traggelenk gilt es dafür zu trennen.
 

Die Mutter am Spurstangenkopf (15mm) lässt sich auf der Fahrerseite ohne Probleme lösen, dann noch ein paar gezielte Schläge auf den Sitz der Schraube und schon ist der Kopf frei. Auf der Beifahrerseite ist es genau andersherum gewesen; die Schraube drehte sich munter in ihrem Sitz und die Mutter wollte nicht runter gehen. Hier half der zwischenzeitlich unentbehrliche Gasbrenner weiter. Für die Schraube im Traggelenk benötigt man ein Torx T50 Bit und eine 17mm Nuss, idealerweise im Schlagschrauber. Rostlöser oder Gasbrenner funktionieren auch, wobei die Manschette vom Lager nicht beschädigt werden darf. Ein ausreichend langer Montierhebel eignet sich perfekt um den Querlenker vom Achsschenkel zu trennen. Aber Achtung! Nicht an der Karosserieseitigen Aufnahme vom Querlnker ansetzen, sondern direkt an der Karosserie, anderenfalls kann es passieren das Gummilager aus dem Querlenker zu reissen. 


Apropos reissen. Ohne Spurstangen und Querlenker lässt sich der Achsschenkel soweit es die Bremsleitung erlaubt umdrehen und an den Oetiker-Schellen der Manschetten reissen. Im Ersatzteilpaket sind neue Schellen enthalten, also keine Vorsicht nötig. Spätestens ab diesem Zeitpunkt empfiehlt es ich Einweghandschuhe zu tragen und viele(!) Tücher Werkstattputzlappen bereitzuhalten. Immer schön das alte Fett wegputzen und an der Bremssscheibe drehen um möglichst viel zu erreichen. Eine abschliessende Dusche mit Bremsenreiniger sollte ausreichen um alles wichtige sichtbar zu machen.  


Irgendwo zwischen all der Schmiere müsste sich ein Sprengring befinden. Diesen gilt es irgendwie zu spreizen und das Gleichlaufgelenk von der Antriebswelle runter zu bekommen. Für die erste Aufgabe empfiehlt sich eine spezielle Seegering/Sprengringzange und für zweiteres ein weicher Schonhammer. Es dauert wirklich seine Zeit bis man das Teil zu packen bekommt. Aber verliert nicht die Geduld! Wenn man zu sehr an der Welle/Gelenk zieht kann sich das Getriebeseitige Gelenk in seine Einzelteile zerlegen und das macht nochmal Extraarbeit. Am besten geht es mit einem Helfer der die Welle fixiert und den Hammer schwingt während man selbst mit Zange und Schraubendreher den Sicherungsring bearbeitet. Viel Glück dabei. 


Hat man erfolgreich den Ring bezwungen und die Welle geteilt, lässt sich die alte Manschette recht einfach abziehen und gegen das neue Teil ersetzen. Ich empfehle vorher nochmal alles abzuwaschen um möglichst keinen Dreck mit in die neue Manschette zu packen. Parallel kann schon der neue Sicherungsring in die entsprechende Nut im Gelenk eingesetzt werden. Dann folgt schon die Packung mit neuem Lagerfett. Am einfachsten geht es die Tüte mittig in die Wellenaufnahme zu drücken, so wird der Rest altes Lagerfett am Rand herrausgedrückt und kann abgeputz werden. Nun die Welle einfädeln und so weit drücken bis sie merkbar einrastet und sich nichtmehr bewegen lässt. 


Zum Abschluss der Operation nun die neue Manschette auf den Achsstummel auffädeln und gerade rücken. Wenn alles sitzt und nicht auf dem Gelenk "festgesaugt" ist, können die neuen Oetiker-Schellen aufgesetzt und festgezogen werden. Sofern man nicht über die enstsprechende Spezialzange verfügt, funktioniert es auch mit einer normalen Kneifzange, aber passt auf dass die neue Manschette nicht direkt wieder beschädigt wird. Wenn hier alles erledigt ist können das Traggelenk und der Spurstangenkopf eingefädelt und mit neuen selbstsichernden Muttern (standard M10) festgeschraubt werden. (Spurstangenkopf 35NM, Traggelenk 50NM).

1 Kommentar:

  1. Hallo und vielen Dank für den tollen Artikel zur Reparatur des Mazda. Mit diesen Tipps fällt mir Reparatur um vieles leichter.

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