Freitag, 11. August 2017

Verkuppelt! Episode Nummer 9


Das hat nun wirklich lange gedauert. Aber jetzt ist es endlich mal wieder soweit; ein Auto im SZK wird frisch Verkuppelt. Die letzte AHK-Installation liegt mittlerweile über zwei Jahre zurück. Hauptsache wir haben nichts verlernt und der Fiesta GFJ ist ein dankbarer Empfänger für die neue Kupplung.



Gefühlt lässt sich die Anhängerkupplungsmontage in zwei Kategorien trennen; die einfachen Autos, wie unsere Passat B4 oder Golf 2 und die komplizierteren Kunden wie die Siebener BMWs und Omegas wo nicht nur stundenlang Verkleidungen demontiert, sondern auch noch neue Löcher gebohrt werden müssen. Zumindest laut Einbauanleitung verspricht der Fiesta GFJ zur ersten Gruppe zu gehören. 


Zugeben, nicht bloß weil es schon so lange keine Installation mehr gab, soll dieser Kleinwagen einen Haken bekommen. Auch wenn für manche Leute der tiefere Sinn verborgen bleiben wird wozu ein ohnehin schwach motorisierter Wagen mit mageren 900kg Anhängelast überhaupt solch eine Vorrichtung braucht, für mich war es schon beim Kauf klar dass er eine Anhängerkupplung bekommen wird. Für viele der regelmäßigen Transportaufgaben genügt unser kleiner Anhänger und den kann selbst dieser Fiesta ziehen. Und was nützt mir das beste Zugfahrzeug wenn es gerade 60km weit weg in seiner Garage versauert während ich jetzt und hier einen Anhänger bewegt haben möchte?


Regal. Weiter im Programm; selbst wenn ich bereit bin gutes Geld für eine neue Anhängerkupplung auf den Tisch zu legen, will ich doch nur die einfache starre Ausführung - aber dafür einen 13pol Elektrosatz mit zusätzlicher Dauerplus Leitung direkt von der Batterie. Keine Ahnung wofür die mal irgendwann hilfreich sein könnte. Alle Teile fanden sich ohne langes Suchen im Internet. Selbst mit der zusätzlichen Elektrik kostet mich das ganze Zeug keine 100€. Dafür kommt ein bisschen was aus meinem Teilefundus dazu, davon später mehr.


Das Paket mit allen essenziellen Bestandteilen dieser Operation liegt bereit und in der Werkstatt sollten alle nötigen Handwerkzeuge liegen um das Teil unters Auto zu bekommen. Der erste Schritt besteht darin den Kofferraum bis zum Bodenblech auszuräumen und die zwei Platten für obere Befestigung an ihren Platz zu legen. Wir haben uns mit einem Filzstift die Konturen aufgemalt und mit dem Teppichmesser einen Schlitz in die Teermatte geschnitten. 


Am Anfang dachte ich tatsächlich noch man könnte die Dämmmatte einfach mit einem Stechbeitel oder Schraubendreher abschaben. Damit kommt man allein jedoch nicht wirklich schnell ans Ziel. Stattdessen wird kurzerhand ein leistungsstarker Föhn aus dem Badezimmer geborgt und schon geht es in großen Schritten vorran. Das selbe Programm machen wir auch von unten an den beiden Längsholmen gegen den die Quertraverse der Kupplung später mal geschraubt wird. Während man ohnehin unterm Auto liegt kann direkt noch das Reserverad ausgepackt und das letzte Haltegummi vom Endschalldämpfer ausgehakt werden. 


Zwar etwas fummelig aber machbar, ein bisschen WD40 und rohe Gewalt sind die Mittel der Wahl. Für die Dauer der Montage haben wir ein passendes Holzbrett hochkant unter den Endtopf gestellt um die restlichen Haltegummis nicht zu überlasten. Falls sich unter dem Unterbodenschutz (so wie bei uns) schon etwas Rost erkennen lässt empfehle ich dringend diese Gelegenheit zu nutzen und alles gründlich abzuschleifen und Rostschutzfarbe aufzutragen - wenn die AHK erst an ihrem Platz ist kommt man da so schnell nicht mehr dran. 


Bis wir soweit sind und die Farbe Zeit zum Trocknen hat, geht es oben im Kofferraum weiter. Ford hat freundlicherweise die vier Löcher im Kofferraum schon zu 80% ausgestanzt. Mit einem Dremel lässt sich der verbliebene Rest auch noch sauber ausschneiden und schon ist der Weg frei. Wieder ein Schlag Farbe auf die Löcher und weiter geht es mit dem nächsten Arbeitsschritt.


Eigentlich könnten wir jetzt schon die Traverse anbringen. Stattdessen nutzen wir den Freiraum und ziehen erstmal das Kabel für die Anhängersteckdose ein. Da ich ungern wild neue Löcher in altes Blech bohren will, bietet sich ein originaler Gummistopfen als Durchbruch perfekt an. Mit einem Stufenbohrer bis auf 20mm aufgebohrt und mit viel Gefühl den Kabelstrang durchgefummelt.


An dieser Stelle empfehle ich wahlweise einen Helfer oder wenigstens einen ordentlichen Wagenheber bereitzustellen um die AHK am Unterboden zu positionieren. Das Querrohr muss zwischen Heckblech und Reserveradhalter hindurchgefädelt werden. Zusätzlich müssen auf der Fahrerseite wegen der Abschleppöse zwei Distanzstücke eingesetzt werden. Dann kommen von oben erst die runden Hülsen in das Loch im Bodenblech, gefolgt von den oberen Platten. und vier M10 Schrauben. Achtung! Links kommen die 100mm und rechts die 90mm langen Schrauben zum Einsatz.


Idealerweise hält von oben ein Helfer die Schrauben fest während man von unten die Unterlegscheiben, Federringe und Muttern ansetzt. Wir haben erstmal alles nur handfest angezogen bis auch die letzte Schraube an ihrem Platz ist. Falls irgendwo zu wenig Platz ist, lässt sich das ganze Teil jetzt noch ein bisschen hin und her schieben. Die vier Schrauben werden mit 50Nm angezogen.


Als nächstes kommt schon die eigentliche Kugelstange ans Auto. Von rechts nach links die beiden M12 Schrauben durchstecken (vorne 70, hinten 75mm) und auf der Gegenseite wieder Unterlegscheibe, Federring und Mutter. An die untere Schraube kommt zusätzlich der Halter für die Anhängersteckdose. Beide Schrauben mit 87Nm festziehen. Damit ist der mechanische Einbau abgeschlossen und wir können uns um die Elektrik kümmern. Hierbei weiche ich minimal von der Einbauanleitung ab.


Eigentlich soll jeweils ein Kabelstrang der Anhängersteckdose zum linken und rechten Rücklicht gezogen werden um dort mit Stromdieben das Signal für den Anhänger abzugreifen. Weil im nackten Fiesta Kofferraum diese Kabel nicht elegant hinter irgendwelchen Verkleidungen versteckt werden können, legen wir das ganze Gesumse auf die linke Seite und packen es dort zusammen hinter die Plastikabdeckung des originalen Kabelbaum. Da hier auch die Kabel für das rechte Rücklicht her kommen ist es kein Problem die Funktionen anzuschließen.


Doch bevor wir damit loslegen, wird ersteinmal alles in der Steckdose selbst angeschlossen. Danach kann alles überschüssige Kabel in den Kofferraum geschoben und dort mit Kabelbindern fixiert werden. Da die Kabelfarben in der Anleitung nicht 100% mit denen im Fiesta korrelierten, haben wir ganz klassisch mit der Prüflampe die Kabel einzeln rausgesucht und angeschlossen. Bleiben wir mal gespannt wie lange die Stromdiebe funktionieren.


Apropos Stromdiebe; eigentlich sah die Anleitung vor das Kabel der Nebelschlussleuchte durchzuschneiden, die Enden zu isolieren und an jedes Ende einen Stromdieb zu setzen. Wir haben stattdessen richtige Flachstecker aufgecrimpt. Das sieht um einiges sauberer aus und die Stromdiebe kann man sicherlich auch anderswo gebrauchen. Der letzte Schritt in dieser Installation war es das originale Blinkerrelais gegen eines mit externer Kontrollleuchte für die Blinkerüberwachung zu tauschen. Nur vier Schrauben sind zu lösen und schon kann man die Lenksäulenverkleidung lösen. Dahinter versteckt sich dann tatsächlich das Relais und so kann man bequem von oben ein kleines Loch in die Verkleidung (neben dem Warnblinkschalter) bohren für die Kontrollleuchte.

Bei der finalen Funktionsüberprüfung leuchten alle Lampen am Testkoffer und im Auto so wie sie sollen. Die Nebelschlussleuchte schaltet sich automatisch ab wenn ein Stecker in der Dose ist und beim Blinken leuchtet die zusätzliche Kontrollleuchte passend mit. Wieder ein Kandidat erfolgreich verkuppelt!

1 Kommentar:

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